Hast du Angst vor Rückschläge oder davor, mit deinem Business zu scheitern? Warum es ohne scheitern nicht geht und wie du trotzdem stark bleibst, wenn deine Pläne nicht funktionieren.
„Ich hoffe für Sie, dass Sie Ihre Entscheidung nicht bereuen werden.“
Das waren die Worte meiner Chefin, als ich meine sichere Festanstellung kündigte, um mich endlich in Vollzeit selbstständig zu machen. Mein Herz klopfte bis zum Hals und mir war vor Aufregung richtig schlecht.
Ich antwortete: „Ich auch. Aber ich werde es wohl mehr bereuen, es gar nicht erst versucht zu haben.“
„Du bist aber mutig – ich würde mich das nie trauen“ sagten ein paar Menschen in meinem Umfeld, als ich kündigte. Man versucht bei solchen Aussagen, selbstsicher und standfest zu wirken.
Aber was dabei wirklich in einem vorgeht, geben nur die wenigstens Gründer zu:
Du hast einfach eine Scheißangst!
Du kannst nachts kaum schlafen. Du zweifelst an dir und deinen Fähigkeiten. Und an machen Tagen fragst du dich, was zum Teufel dich dazu getrieben hat, deine sichere Zone zu verlassen. Bist du denn total verrückt?
Manchmal bist du sogar neidisch auf deine Bekannten, die in ihrer „sicheren“ Festanstellung sind, richtigen Urlaub haben, krank sein dürfen und die sich keine Gedanken darum machen müssen, ihre Krankenkassenbeiträge zu zahlen. Oder was man alles noch lernen muss/soll/darf, um ein erfolgreiches Unternehmen zu führen.
Ich habe mich nie als besonders mutig empfunden. Ich bin eigentlich eher ein Mensch, der alles im Voraus zerdenkt und sich die schlimmsten Horror-Szenarien ausmalt, damit keine bösen Überraschungen auf ihn warten.
Ich habe auch nicht spontan gekündigt, sondern bin zwei Jahren lang zweigleisig gefahren und habe mir mein Unternehmen nebenbei aufgebaut.
Doch vielleicht ist es dir ähnlich ergangen: Irgendwann kommt der Punkt, an dem du dich einfach weiterentwickeln MUSST.
Es geht gar nicht anders.
Ich hätte es keine zwei Wochen länger in der Festanstellung ausgehalten. Die Tage zogen sich wie Kaugummi. Ich hatte das Gefühl, als ob ich alle Tätigkeiten schon tausende Mal ausgeführt, dieselben Gespräch hunderte Male geführt hätte. Wie im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier.“
Für mich war es nicht mutig zu kündigen. Es war eine NOTWENDIGKEIT.
Jeder Mensch muss wachsen und sich entwickeln. Das Wachstum hört nicht einfach auf, wenn du erstmal eine sichere Festanstellung gefunden hast.
Oder hast du schon mal davon gehört, dass ein Baum einfach aufhört zu wachsen? Stillstand ist einfach unnatürlich. Doch die andere Seite von Wachstum ist Unsicherheit und Angst.
Wachstum BEDINGT Unsicherheit.
Wenn du nie Angst hast, bewegst du dich wahrscheinlich schon viel zu lange in einem Umfeld, das kein Potential zum Wachstum lässt.
Kein Held ohne Hindernisse. Kein Scheitern ohne Erfolg
Denk einmal an Filme wie Herr der Ringe, Findet Nemo oder Star Wars.
In jeder Geschichte ist es so, dass der Hauptdarsteller durch verschiedene Umstände dazu gezwungen wird, sein gewohntes Umfeld zu verlassen und sich Herausforderungen zu stellen. Meistens sind es genau die Herausforderungen, die er am meisten fürchtet oder die seine größten Schwächen offenbaren.
So durchläuft er verschiedenen Krisen in ansteigender Größe, die ihn dann aber letztendlich zu einer besseren Version seiner selbst werden lassen. Erst durch die Krise wird der Hauptdarsteller zum Helden.
Es gibt keinen Helden ohne Hindernisse. Und es gibt keinen Erfolg ohne Scheitern.
Warum glauben wir, dass es bei uns anders läuft? Wir erwarten eine steile, geradlinige Kurve zum Erfolg mit einem klaren Start- und Endpunkt.
Doch so funktioniert das einfach nicht.
Der Weg zum Erfolg ist eher wie ein Wellengang mit Höhen und Tiefen, die immer wieder in Phasen hereinrollen.
Viele Menschen verbleiben lieber in ihrer sicheren Zone, anstatt sich in die „Gefahr“ zu begeben, zu scheitern. Und wundern sich dann, warum sie unglücklich sind.
Lindsey Stirling, mittlerweile eine sehr berühmte Violinistin, wurde jahrelang von Plattenlabels und Talentsuchern abgelehnt, weil niemand an den Erfolg einer tanzenden Violinistin glaubte. „Ich fiel hunderte Male hin. Und mit jedem Mal wurde ich etwas stärker.“
Doch es ist das eine, Scheiter-Geschichten von Menschen zu hören, die es letztlich dann doch geschafft haben. Etwas völlig anderes ist es, selber derjenige zu sein, der scheitert oder mittendrin in einer schlechten Phase ist. Denn dann fehlt dir eben die Gewissheit, dass „alles gut gehen wird“.
Erfolgreich scheitern: Die Fuckup-Night
Letzte Woche besuchte ich die „Fuckup-Night“ in der Uni Bonn. Bei dieser Veranstaltungsreihe berichten Menschen ehrlich davon, wie sie etwas so richtig schön in den Sand gesetzt haben.
Eine Unternehmerin erzählte, wie sie in den letzten Jahren etwa 50 Ideen entwickelte – und sich davon etwa 5 bislang halten konnten. Als ihr erstes Unternehmen Erfolge zeigte, mietete sie direkt ein großes Büro mit einem Festvertrag über 10 Jahren in Köln an. Inklusive 20 Mitarbeiter. Durch eine neue Gesetzeslage starb ihr Geschäft innerhalb kurzer Zeit und sie hatte hart zu kämpfen, nicht bankrott zu gehen. Aus der Not heraus entwickelte sie eine neue Geschäftsidee, die bis heute erfolgreich ist.
Ein anderer berichtete davon, dass er fast 2 Jahre an der Entwicklung einer Geschäftsidee arbeitete, die sich dann aber als zu komplex für die Investoren herausstellte. In dieser Zeit verdiente er kein Geld und arbeitete so viel, dass ihn seine Gesundheit (und seine Frau) letztlich zwang, das Projekt aufzugeben.
Andere erzählten von mehrfachen Fehlschlägen, durch die sie gezwungen waren alles aufzugeben und wieder von vorne anfangen konnten. Oder von Geschäftspartnern, die irgendwann andere Vorstellungen hatten und das Unternehmen aufgaben.
Als ein Unternehmer gefragt wurde, warum er trotz der ganzen Fehlschläge immer weiter gemacht hatte, antwortete er:
„Ich führe kein Unternehmen, ich BIN Unternehmer. Wenn du einmal die Freiheit gespürt hast, wie es ist, dein eigenes Unternehmen aufzubauen – dann ist aufgeben keine Option mehr für dich. Du machst so lange weiter, bis du einen Weg gefunden hast.“
Mir imponierte diese Haltung. Und ich bewundere auch die Offenheit, ganz frei vom eigenen Scheitern zu berichten. Gerade in Deutschland scheint es noch ein Tabu zu sein, zuzugeben, etwas probiert und damit gescheitert zu sein.
Was mich überraschte: Bei keinem einzigen Vortragsredner konnte ich Reue, Bedauern oder Scham feststellen.
Trotz aller Fehlschläge schienen alle glücklich und zufrieden, es zumindest probiert zu haben und daran gewachsen zu sein.
Als jedoch die Besucher der Fuckup-Night, überwiegend Studenten, gefragt wurden, wer ein Unternehmen gründen wolle, hoben nur zwei Personen die Hand.
Die Anzahl der Gründer in Deutschland ist seit Jahren rückläufig. Ich finde diese Entwicklung ziemlich schade! Denn das bedeutet mehr Menschen, die zu Gunsten der vermeintlichen Sicherheit einer Festanstellung ihre Potentiale nicht ausleben.
Hab keine Angst, zu scheitern. Habe Angst davor, es nie zu versuchen.
Ich sehe in meinem eigenen Umfeld so viele tolle Menschen mit großartigen Fähigkeiten, die aber aus Angst vorm Scheitern gar nicht erst anfangen.
Sie wünschen sich zwar ein anderes Leben, sind aber nicht bereit, dafür das Risiko einzugehen, auf die Nase zu fallen.
Sie träumen lieber weiter und geben sich mit ihrer aktuellen Situation „zufrieden“. Auf die Frage, wie es ihnen geht, antworten manchen dann „Es muss ja.“ Oder „Naja, geht so.“
Mittlerweile macht mich diese Einstellung sauer. Richtig sauer.
Denn ich kann es einfach nicht verstehen, warum manche noch nicht einmal VERSUCHEN, ihre Träume umzusetzen. Statt dessen flüchten sie sich in Ausreden oder schieben äußeren Umständen (Wetter, Wirtschaft, Politik, Zeit) die Schuld zu. Und sie unterhalten sich dann nur noch über Banalitäten, Krankheiten, das Wetter oder den neusten Klatsch und Tratsch.
Ich habe ein sehr einfaches Vorgehen, wenn ich Angst habe: Ich stelle mir vor, was das Schlimmstmögliche ist, was passieren kann. Wenn ich damit leben kann, dann tue ich es. Außerdem überlege ich mir, was meine Optionen sind, falls dieser schlimme Fall eintreten sollte.
Im Falle meine Selbstständigkeit dachte ich mir: Was soll denn Schlimmes passieren? Wenn das Geld nicht reichen sollte, gehe ich zur Not bei Aldi kassieren oder kellnern! Ich habe immer noch einen Plan B und Plan C im Kopf. Wenn das eine auf Dauer nicht funktionieren sollte, dann probiere ich halt so lange rum, bis es funktioniert.
Womit ich aber niemals leben könnte, wäre mir der Ungewissheit: „Was wäre nur gewesen, wenn…?“. Dann hätte ich das Gefühl, mein Potential vergeudet und mein Leben verschwendet zu haben.
Jim Carrey hat einmal in einer grandiosen Rede gesagt:
„Du hast immer nur zwei Optionen: Liebe oder Angst.
Wähle die Liebe – und lass niemals zu, dass die Angst gegen dein spielerisches Herz gewinnt.“
Mein Rat an dich: Es ist in Ordnung, Angst zu haben. Es ist in Ordnung, zu zweifeln und hinzufallen. Manchmal ist es auch notwendig, erstmal aufzugeben und dann neu zu starten.
Es muss nicht alles direkt perfekt sein. Und es ist ziemlich wahrscheinlich, dass am Anfang sehr viele Fehler passieren. Denn das gehört einfach dazu. Es ist natürlich und zeigt nur, dass du am wachsen und dich am verändern bist. Und das ist eine richtig gute Sache!
Du musst ja nicht sofort kündigen.
Halte erst den Zeh ins Wasser, bevor du mit einer dicken Arschbombe reinspringst.
Teste dich aus.
Biete deine Leistung erstmal wenigen Menschen an und schau, was sich ergibt. Arbeite vielleicht die ersten Male umsonst und hohl dir ehrliches Feedback ein. Leg los und verfeinere im Laufe der Zeit.
ABER LEG LOS!
Jeder erfolgreiche Unternehmer wird dir bestätigen, dass das Scheitern erst ein erfolgreiches Unternehmen möglich gemacht haben. Glaube nicht denen, die behaupten, dass du ganz schnell und einfach erfolgreich wirst.
Das ist einfach eine Lüge und richtet sich an Menschen, die zwar schnellen Erfolg wollen, aber nicht bereit sind, ein Risiko einzugehen.
Ich weiß, dass du anders bist.
Durch jeden Fehler lernst du so viele wertvolle Lektionen! Jede gibt dir die Gelegenheit, deine Leistung noch besser zu machen und deine Persönlichkeit weiter zu entwickeln. Und das ist es doch wert, oder?
Such die ein Umfeld von Menschen, die dich unterstützen und an dich glauben. Denn manchmal wirst du auf sie angewiesen sein – vor allem, wenn du selber nicht an dich glaubst. Suche dir Menschen, die ehrlich sind und die aufrichtig an deinem Fortschritt und Wohl interessiert sind. Wenn du möchtest, bin ich gerne einer davon.
Hab keine Angst, zu scheitern. Habe Angst davor, es nie zu versuchen.
„Ich habe nicht versagt. Ich habe nur 10.000 Wege gefunden, die nicht funktionieren.“
Thomas Edison, nach der Erfindung der Glühbirne
Frohes scheitern!
Vielen Dank für den tollen Beitrag, Annika =)
Ich baue seit Anfang 2016 nebenberuflich mein eigenes Business mit Designermode & Designeraccessoires auf, weil ich meine Produkte liebe.
Und ja, zeitenweise macht sich die Angst vom Scheitern auch bemerkbar.
In diesen Momenten denke ich immer, es ist zu schade aufzugeben und meinen Traum zu beenden. Ich möchte noch so viel tun, es ist noch so viel zu tun. Immer wieder kommen neue Ideen, welche umgesetzt werden möchten.
„Es ist in Ordnung, Angst zu haben. Es ist in Ordnung, zu zweifeln und hinzufallen.“
Genau, nur dadurch wird man stärker, sucht und findet Wege Richtung Erfolg.
Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg und gutes Gelingen.
Herzliche Grüsse, Cornelia
Vielen Dank liebe Cornelia! Dann wünsche ich dir viel Erfolg beim Aufbau deines Business -und du machst das genau richtig, indem du es erstmal nebenbei startest, weil du dann nicht so einen enormen Druck hast und noch freier Fehler machen kannst 🙂
Liebe Annika,
toller Text!!
Bei mir war es auch so, dass ich eher mit großen staunenden Augen ob meiner Idee der Selbstständigkeit angeschaut wurde als das mir applaudiert wurde. Doch das Gefühl und die Vorstellung weiterhin in dem Hamsterrad einer Festanstellung zu bleiben war schlimmer, als es zu versuchen und nicht zu wissen, was passieren würde. Heute bi ich total froh, denn jedes Hinfallen lehrt mich über mich selbst und das es total normal ist, hinzufallen. Wieder aufstehen, was man dann draus macht, darauf kommt es an.
Liebe Grüße, Anja
Danke dir Anja! Ja in Deutschland ist das Gründer-Mindset nicht sooo ausgeprägt, es geht hier noch viel mehr um Sicherheit und Angst. Bei mir war die Vorstellung einer Festanstellung auch schlimmer und hat dann den nötigen Antrieb gegeben 🙂
Liebe Annika, ich folge dir zwar schon etwas länger auf Facebook aber erst heute habe ich hier mal vorbeigelesen, deinen Story Telling Kurs „bestellt“ und bei diesem Post gedacht: Mir geht es gerade ähnlich bzw. ich fühle mich gerade sehr angesprochen von dem Text. Auch ich bewege mich schon lange an der Grenze zur vollen Selbstständigkeit entlang. Es tut weh diesen Schritt nicht zu machen, denn es geht so viel Lebenszeit, mit für mich eher lästigen Dingen, ins Land. Man sollte sich trauen, da hast du recht aber manchmal braucht man eben doch dieses kleine bisschen Sicherheit für die eigene Existenz. Ich hoffe so sehr, dass es in der nächsten Zeit klappt und ich nur noch „mein Ding“ machen kann und Leute damit auf einen guten Weg bringen. Denn gerade dieses Thema möchte ich den Menschen mit ans Herz legen. Schön, dass es dich gibt und deine Art die Dinge zu sehen. Danke und lieben Gruß Nina
Sehr inspirierend und motivierend geschrieben. Die kleine Unternehmerin in mir ist beim Lesen ganz enthusiastisch auf und ab gehüpft und hat immer wieder gerufen: Jaah genau! Los jetzt! 🙂 Danke für den tollen Artikel und einen guten Wochenausklang.