Sichtbar zu werden erfordert Mut – nicht allen fällt das einfach. Wir haben Angst, kritisiert und verurteil zu werden. Warum du es dennoch tun solltest – und warum du gerne unperfekt bleiben darfst – darum geht es in diesem Beitrag.
Als ich ein kleines Mädchen war, hatte ich mir eine Ziel in meinen Sturkopf gesetzt: Ich wollte eine Primaballerina werden und so elegant und elfengleich wie die Frauen im Fernsehen tanzen.
Ich bettelte und flehte so lange, bis mich meine Mutter schließlich entnervt in der Tanzschule anmeldete.
Ich habe nur noch diffuse Erinnerungen daran, doch meine Mutter erzählt heute lachend von meine desaströsen Debüt in der Tanzschule.
Ich habe auch keine Ahnung mehr, warum zu Teufel ich Ballerina werden wollte. Jeder der mich kennt weiß genau, dass ich Null Talent zum Tanzen habe. Also so wirklich gar keines.
Ehrlich: Wenn ich tanze, sieht das aus, als würde ein betrunkener Bär auf glühenden Kohlen tappen.
Als junges Mädchen in der Tanzschule war das genauso. Ich war schon damals viel größere als die meisten anderen und hatte auch nicht unbedingt die “Statur” für eine Ballerina.
Kennst du den Film “Little Miss Sunshine”? Wo sie bei der Misswahl tanzt? So ausgeprägt war auch mein Tanz-Talent.
Also polterte und hüpfe ich durch die Gegend und hatte richtig Spaß. Wie so oft als Kind hielt meine Begeisterung für mein neues Hobby nicht lange an, aber in diesem Moment war es das Größte! Ich strahlte, funkelte und war mit der Welt zufrieden.
Haben den Mut, sichtbar zu werden – trotz aller Fehler
Als Kind war es mir ganz einfach schnurzpiepegal, was andere von mir dachten.
Doch irgendwann hörte das auf. Und im Laufe der Zeit wurde es immer wichtiger, was andere von mir dachten. Ich begann, mich beweisen zu müssen und alles so perfekt wie möglich zu machen.
Ich glaube, dass geht fast jedem im Laufe seines Lebens so. Spätestens als Jugendliche versuchen wir uns den anderen anzupassen. Wir wollen bloß nicht aus der Reihe tanzen oder das Risiko eingehen, von anderen ausgelacht oder ausgegrenzt zu werden.
Und nun? Nun sind wir Erwachsen und passen zum Rest. Wir führen ein durchschnittliches Leben und haben uns prima angepasst.
Wir führen ein “gutes” Leben, sind “nette” Kollegen / Freunde / Geschäftspartner / Partner / Eltern / Kinder.
So wie es alle von uns erwarten.
Und dann stellst du irgendwann fest, dass es überhaupt nicht glücklich macht, so zu sein wie alle anderen.
Jetzt würde du wahrscheinlich viel dafür geben, wieder ganz du selbst zu sein. Wieder diese unbeschwerte, kleine Kind, dass sich selbst genug ist.
Und das inbrünstig davon überzeugt ist: ICH KANN ALLES! Ich werde Astronaut / Polizist / Ärztin / Künstlerin / Pilot.
Oder auch alles auf einmal.
Was hält dich davon ab, sichtbar zu werden?
Was genau hält dich denn davon ab, ganz du selbst zu sein und damit sichtbar zu werden?
Vielleicht denkst du dir jetzt: “Annika, ich weiß nicht genau. Ich versuche es ja, aber irgendwie habe ich Angst. Ich wurde so oft verletzt. Ich fühle mich nicht bereit. Was sollen denn dann die anderen denken?
Was, wenn ich scheitere und alle lachen mich aus und sagen “Siehst du? Haben wir es dir nicht gesagt? Was dachtest du dir nur dabei?”
Ich verstehe dich. Wirklich! Ich empfinde genauso wie du. Wir haben einfach Angst.
Jahrzehntelang ist uns eingeredet worden, dass wir uns anpassen müssen. Dass es erstrebenswert ist, Ehepartner, Haus, Kind, Hund und einen Garten zu haben und Karriere in einem großen Konzern zu machen, bis wir endlich in Rente gehen können.
Und dann, ja dann endlich kannst du deine Träume leben.
Und alles andere? Sich selbstständig machen, hart arbeiten, seine Träume verfolgen – das ist doch so irre unsicher und voller Risiko! Sei doch mal realistisch und such dir einen vernünftigen Job!
Ja, es ist unsicher. Unsicherheit ist aber der Preis für die Freiheit. Und es ist der Preis, den wir zahlen müssen, wenn wir unser Leben wirklich auskosten und uns entwickeln wollen.
Der Hunger nach mehr
Vielleicht fühlst du trotz der Angst diesen inneren Drang, eine Art “Hunger” nach mehr. Es ist deine innere Stimme, die dir ins Ohr flüstert: “Aber was, wenn doch? Schau doch mal, wie wunderschön alles ist. Bist du nicht gespannt zu sehen, was noch alles möglich ist? Was wenn das, wovon du träumst, tatsächlich möglich ist?”
Es gibt hierzu einen wunderschönen Spruch:
Was würdest du tun, wenn du nicht scheitern könntest?
Bitte halte einen Moment inne und frag dich das ernsthaft. JETZT. Überließ das nicht einfach nur schnell und denk ”Ganz nette Frage, aber das überlege ich mir später.”
Später? Das machst du eh nicht. Wenn du dir keine Zeit dafür nimmst, dir dein Traumleben auszumalen, für was denn dann?
Frage zu deiner Vision:
- Was verdammt würdest du tun, wenn du nicht scheitern könntest?
- Wie würdest du leben?
- Wo würdest du leben?
- Welche geliebten Menschen wären in deinem Umfeld?
- Wie würde dein Alltag aussehen?
- Wie würde dein Unternehmen aussehen?
- Wie würdest du dich fühlen?
- Was könntest du alles erreichen?
Könntest du vielleicht die Welt ein kleines Stück verbessern? Und wenn dir die ganze Welt eine Nummer zu groß ist: Vielleicht bestimmten Menschen helfen, mit denen du dich verbunden fühlst?
Diese Vision wird dir niemals die Angst nehmen. Deine Angst ist ein Begleiter, der dich vor Unglück bewahren will. Und das ist nichts Schlechtes!
Anstatt also gegen deine Angst anzukämpfen, sag ihr: “Danke das es dich gibt! Und ich werde es TROTZDEM machen. Weil es etwas gibt, woran ich aus vollem Herzen glaube.”
Deine Vision wird dir die COURAGE (wunderschönes Wort, oder?) geben, deinem Herzen zu folgen. Darauf zu vertrauen, dass es weiß, wohin dein Weg gehen soll.
Ich hoffe, ich klinge hier nicht zu abgehoben. Vielleicht bist du enttäuscht, dass ich hier keinen konkreten Marketingtipp für dich habe.
Dein Mindset zum Thema Sichtbarkeit kann dich daran hindern, eine richtige Verbindung zu deinen Kunden aufzubauen. Genau das kann der Grund dafür sein, warum du seit Jahren mit angezogener Handbremse fährst.
Der Preis für deine Sichtbarkeit: Verletzlichkeit
Wir haben Angst, uns wirklich zu zeigen. Wirklich SICHTBAR, authentisch und verletzbar zu sein. Denn es besteht immer das Risiko, zu versagen.
Genau das ist es, was du brauchst, um erfolgreich deinen Weg zu gehen. Ich behaupte: Du kannst nur erfolgreich werden, wenn du authentisch bist und aus vollem Herzen nach deinen Werten und Vorstellungen lebst.
Und wenn du etwas Einzigartiges erschaffen willst, etwas, das dich von der Masse abhebt: Gewöhne dich daran, anders als die anderen zu sein.
Der Preis für deine Sichtbarkeit ist deine Verletzlichkeit. Es kann sein, dass dich andere Menschen verurteilen.
Es gibt immer diese Klugscheißer, die meinen, sich eine Meinung über dich bilden zu dürfen.
Hey – lass sie doch! Lass sie reden, labern und lästern. Das sind genau die Menschen, die meistens selber total unzufrieden mit ihrem Leben sind. Weil sie nicht denselben Mut hatten wie du.
Und du hältst ihnen den Spiegel vor und machst ihnen genau das klar.
Kümmere dich lieber darum, dass du jeden Tag stolz darauf bist, wer du bist und dass du deinen Weg gehst.
Und andererseits: Hey, selbst wenn es nicht klappen sollte – dann kannst du wenigstens voller Überzeugung sagen: Ich habe mein Bestes gegeben! Ich habe aus vollem Herzen gelebt, geliebt und bin meinen Weg gegangen,
Nicht den eines anderen.
Nur meinen.
Und das ist es doch wert, oder?
Ich habe es übrigens vor 3 Monaten nochmal mit dem Tanzen probiert. Diesmal war es ein Hiphop-Tanzkurs. Ich bin ehrlich zu dir: Ich war schrecklich! Ich konnte mir keinen Schritt merken, geriet ständig aus dem Takt, war feuerrot im Gesicht und bereits nach 15 Minuten am Ende. Und war heilfroh, als es vorbei war.
Aber wenigsten habe ich es probiert.
Und das ist es doch, worauf es ankommt.
Ich muss sagen, dass ich mit der Selbstverwirklichung kein Problem habe und dies gerne lebe. Aber dennoch ist es hilfreich sich oft genug daran zu erinnern und sich zu fragen, ob man sich sein Leben so vorstellt.
Immer wieder merke ich wie unzufrieden andere Menschen mit ihrem Leben sind und ich frage mich, warum sie es nicht einfach mal in die Hand nehmen. Aber es sind die Restriktionen und die ‚damit-muss-man-eben-leben-Einstellung‘, die sie daran hindern. Und ja, das wird einem viel zu sehr auch genauso eingeredet.
Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Berufsberater-Termin in der Schule. Als ich Modejournalistin als Wunsch angab, fand man nur Argumente, warum das nicht gut sei und dass freiberufliches Arbeiten doch furchtbar wäre. Heute arbeite ich nicht für einen Verlag, sondern selbstständig als Modebloggerin. Und jeder Tag sieht nun so aus, wie ich ihn mir vorstelle.
Das sollte doch jeder von sich sagen müssen.
Viele Grüße,
Ally von Puppenzirkus
Ja da kann ich Ally nur zustimmen. Die „damit-muss-man-eben-leben-Einstellung“ hindert viele daran. Sie müssten nämlich die Opferrolle verlassen, ihren Allerwertesten hochkriegen und ihr Leben in die Hand nehmen. Das wiederum bedeutet: Heraus aus der Komfortzone.
Auch wenn es ihnen in der Opferrolle nicht gut geht, als Opfer sind immer die Anderen die Schuldigen, warum etwas nicht klappt. Jeder ist seines Glückes Schmied heißt es doch, oder?
Ich bin auch gerade dabei, vieles (darunter auch meine Homepage) zu überarbeiten um endlich dort anzukommen, wo ich hin will.
Ich freue mich schon darauf sagen zu können: Ich hab’s geschafft.
Liebe Grüße
Sabine
Ja, das „Ich werde es euch noch zeigen“ kann ein prima Motivation sein, durchzuhalten und an sich zu glauben 🙂
Hi Ally, es freut mich, dass du trotz der „Ratschläge“ und bedenken den Mut gefunden hast, dich selbstständig zu machen! Ich hoffe, das hier in Deutschland mehr den Mut finden, ihren eigenen Weg zu gehen.
Ich kenne leider Kommentare wie „das schaffst du nicht“, „das ist doch unsicher und bringt kein Geld“ auswendig – Familie nicht gerade superreich, in der Schulzeit unter Kindern aus wohlhabenden Familien, da ist es ja beinahe üblich, dass es nur darum geht, mehr und mehr zu haben und bloß nicht abstürzen, oder „bloß mehr erreichen als wir“. Es war tatsächlich schwierig, gegen diese Einstellung zu schwimmen, die ich sowieso nie geteilt hatte. Ich wollte mehr im Leben haben, auch auf die Gefahr hin, dass ich eben aus der Reihe tanze. Hatte leider aber auch durch meine Biographie psychische Probleme. Finanziell unabhängig von zu Hause werden, das war erst der erste Schritt! War ein paar Jahre berufstätig, nicht wirklich befriedigend und ja, gegen die *Hauptsache Sicherheit“ Einstellung rebellierten dann letztendlich Körper und Psyche. Ich hab gekündigt und angefangen zu studieren, bin jetzt im Master.
Lerne jetzt die 8. Sprache, pflege meine Hobbys deutlich unbeschwerter als früher und bin gerade dabei, meinen Weg zum wirklichen Traumberuf zu gehen. Er ist absolut nicht bequem, und das ist gut so!!! Ich habe Vorbilder und stehe jetzt dazu, dass ich aus Spinnerei bestehe.
Ohne diese wäre ich jetzt nämlich sonst wo. Man soll realistisch bleiben, aber auch nicht aufgeben!!!
Vielen Dank für deinen Kommentar, dann wünschen wir dir auf jeden Fall ganz viel Erfolg auf deinem individuellen Weg zum Traumberuf!