Wie du deine Positionierung findest [9 Möglichkeiten + Praxisbeispiel]

Lesezeit: 13 Min.

Positionierung ist ein komplexes Thema. In diesem Beitrag erhältst du eine Einführung in das Thema und erfährst, welche Möglichkeiten es gibt, um dich am Markt zu positionieren und damit einen festen Platz in den Köpfen deiner Zielgruppen einzunehmen.


„Ich wollte demnächst mein Unternehmen gründen und als Ernährungsberaterin loslegen. Kannst du mir helfen – und wo fangen wir überhaupt an? Mit der Webseite, dem Namen – oder dem Logo?“

So lautete die erste Frage, die mir meine Kundin Annika am Telefon stellte. Nach ein paar Rückfragen meinerseits war das Problem schnell klar: Sie wusste noch nicht, was genau sie anbieten und wie sie sich am Markt platzieren sollte, um sich vom Wettbewerb zu unterscheiden.

Nach kurzer Überlegung lautete meine Antwort:

Annika, ich habe in den letzten Wochen ungefähr acht Ernährungsberater kennengelernt, die alle dasselbe anbieten. Mein Rat: Bevor wir mit einem Logo und deiner Webseite loslegen, sollten wir uns zu allererst um deine Positionierung kümmern.

Ich sah förmlich das Fragezeichen über ihrem Kopf schweben und vielleicht geht es dir jetzt auch so.

Vielleicht hast du den Begriff „Positionierung“ oder „Marktpositionierung“ schon mal irgendwo gehört oder gelesen. Und da man schon bei dem Wort an sich unmittelbar in den Tiefschlaf fällt, hast du dich vielleicht eher am Rande (oder gar nicht) damit beschäftigt.

Aber keine Angst: Es ist gar nicht so schlimm.

Ich helfe dir jetzt, einen Einstieg ins Thema Positionierung zu finden – denn es ist zu elementar für dein Business (auch wenn es nicht so fancy ist wie Social Media Marketing oder ein neues Logo).

Wichtig: Eine falsche oder nicht vorhandene Positionierung ist der Hauptgrund, warum Unternehmen scheitern. Je klarer deine Positionierung, umso einfacher wird es für dich, die passenden Kunden zu gewinnen.

Zunächst geht es also erstmal um die Grundlagen zur Positionierung. Im Anschluss werde ich dir dann das Vorgehen einer Positionierung anhand meiner Kundin Annika demonstrieren (die netterweise damit einverstanden war, als Praxisbeispiel herzuhalten).

Los gehts.

Was ist eine Positionierung?

Ich will dich nicht mit irgendwelchen Definitionen langweilen. Ganz einfach erklärt:

Eine Positionierung ist das mentale Bild in den Köpfen deiner Kunden. Es ist die Position, die du am Markt einnimmst: Was tust du für welche Zielgruppe? Und wie unterscheidest du dich vom Wettbewerb?

Und damit ist nicht nur dein Logo gemeint!

Bei der Positionierung geht es um das Gesamtbild, um deine komplette Außenkommunikation. Natürlich gehört ein Logo und Slogan dazu, aber es ist eben nur ein kleiner Teil des Puzzles.

Bei gut positionierten Unternehmen lässt sich die Positionierung oft in nur wenigen Worten, manchmal auch nur in 1 Wort verdeutlichen:

  • Red Bull: Extremsport
  • Nivea: Hautpflege
  • Nike: Sport

Das sind natürlich größere Unternehmen (mit großen Werbebudgets), aber dasselbe gilt auch für Personenmarken oder kleine Unternehmen.

Schau dir einfach mal an, welchen Menschen du auf Social Media folgst. Welches Wort oder welchen Satz verbindest du mit ihnen? Was würdest du einem Freund erzählen, wenn du über diese Person oder das Unternehmen redest?

Genau das bedeutet Positionierung. Das Wort oder der Satz, den andere Menschen im Zusammenhang mit deinem Namen verbinden. Du solltest also sehr sorgsam dabei sein, deine Positionierung aufzubauen und lieber zu Beginn mehr Zeit investieren.

Denn wenn diese einmal feststeht, wird alles andere schon wesentlich einfacher. Versprochen!

Welche Vorteile hat eine Positionierung?

Wenn du in einem Markt unterwegs bist, wo es einen Haufen Konkurrenten gibt (und das sind mittlerweile fast alle), dann solltest du das Thema auf jeden Fall angehen!

Je größer der Markt und der Wettbewerb, umso schwerer wird es, die Aufmerksamkeit deiner Kunden zu gewinnen.

Auf deine Kunden prasseln täglich tausende Werbebotschaften ein – sie sind also gezwungen, sehr stark zu selektieren, wohin sie ihre kostbare Aufmerksamkeit lenken.

Es ist wie bei diesem Blogbeitrag: Wenn du kein eigenes Unternehmen hast, wirst du einen Teufel tun, ihn zu lesen. Er hätte null Relevanz für dich.

Du kennst bestimmt das Autokauf- Phänomen: Sobald du mit dem Gedanken spielst, ein bestimmtes Auto zu kaufen, siehst du es plötzlich überall umherfahren. Das nennt man „selektive Wahrnehmung“. Und genau die setzen auch deine Kunden jeden Tag ein, um nicht überzuschnappen.

Sie filtern.

Eine Positionierung übernimmt die Aufgabe, schnell den Nutzen deines Unternehmens klar zu machen.

Damit deine Kunden sagen können „brauch ich“ oder „brauch ich nicht.“

Um bei Autos zu bleiben: Es ist, als ob man an einer Schnellstraße ein großes Schild hochhält, auf dem nur wenige Worte stehen.

Aber was genau steht auf deinem Schild?

Ich erlebe es sehr oft, dass Unternehmer erst lang und breit erklären müssen, welchen Mehrwert sie bieten.

Aber meinst du, dass an einer Schnellstraße mit tausenden Schildern der Fahrer die Zeit hat, einen Aufsatz zu lesen? Das ist unmöglich! Er muss ganz schnell und einfach erkennen, worum es bei dir geht und ob es für ihn relevant ist – oder er fährt weiter.

Es mag sich hart anhören, aber so ist es nun mal.

Keiner nimmt sich die Zeit, erst mühsam herausfiltern zu müssen, ob er einen Mehrwert von deiner Leistung hat.

Darum gibt es Nischen. Darum gibt es Zielgruppen. Darum werden Milliarden in den Marken-Aufbau gesteckt.

Alles dient dazu, es dem Kunden einfacher zu machen, eine Entscheidung zu treffen.

GANZ WICHTIG: Bei einer Positionierung geht es NICHT darum, ALLEN zu gefallen. Du musst hier sehr viel spezifischer werden: Wem genau möchtest du helfen? Es geht darum, einer gewissen Gruppe ein bestimmtes Bedürfnisse zu erfüllen – und alle anderen außen vor zu lassen.

Und ja ich weiß, das ich echt hart! Es ist die härteste Entscheidung, die du in deinem Business treffen musst.

Und nein – du kannst nicht allen Menschen helfen (auch wenn es sehr löblich ist, dass du es möchtest).

Je kleiner dein Unternehmen (und dein Marketingbudget) ist, umso spezifischer sollte deine Zielgruppe und deine Angebotspalette sein.

Großen Unternehmen investieren Milliarden Euro, um ihre Positionierung in die Köpfe der Menschen einzubrennen und ein Image aufzubauen.

Du hast dieses Budget einfach nicht. Mach es dir nicht unnötig schwer.

Nehmen wir an, dass du ein Coach bist. Du möchtest gerne allen Menschen helfen, glücklicher zu werden.

Die meisten Unternehmer gehen jetzt raus und versuchen, diesen Ansatz zu vermarkten. Und sie verschwenden verdammt viel Zeit, Energie und Geld.

Es ist, als ob du Fischer bist und versuchst, auf deinem kleinen Boot mit einem riesigen Schleppnetz alle Fische des Meeres zu fangen.

Irgendwann geht dir die Puste aus.

Es ist viel klüger, dir erst Gedanken darum zu machen, mit welchen Menschen du am allerliebsten zusammen arbeiten möchtest. Und was für diese Menschen und ihr konkretes Bedürfnisse die beste Lösung ist.

Du musst ein Spezialist werden.

Such dir eine Fischart aus und finde die beste Methode, um diese zu fangen. (Natürlich willst du deine Kunden nicht fangen und später essen….naja, der Vergleich hinkt, aber du weißt, was ich meine).

Spezial-Hinweis für Gründer: Nimm den Druck raus!

Achtung: Natürlich ist es empfehlenswert, dass du schon am Anfang deine Positionierung festlegst. Je früher, umso besser. Aber manchmal funktioniert das einfach nicht. Da muss man erstmal rausgehen und Erfahrung sammeln, mit wem man arbeiten möchte. Oder welche Dienstleistung am meisten Spaß macht. Oder welche Dienstleistung am Beliebtesten bei den Kunden ist.

Also mach dich im Vorfeld nicht verrückt! Leg die grobe Richtung fest und lauf erstmal los, sammeln Praxis-Erfahrungen. Verfeinern kannst du immer noch im Laufe der Zeit! Ich würde aber empfehlen, dann nach 1-2 Jahren immer spezieller zu werden, was deine Kunden und deine Dienstleistung betreffen.

Eine gute Positionierung hilft dir dabei:

  • einfacher Kunden zu gewinnen und zu behalten
  • dich als Spezialist am Markt zu etablieren
  • höhere Preise zu verlangen
  • viel Mehrwert in kurzer Zeit zu liefern
  • schnell zu erklären, was du tust
  • die richtigen Kunden anzusprechen
  • dich einfacher zu vermarkten
  • passenden Geschäfts- und Kooperationspartner zu finden
  • häufiger empfohlen zu werden
  • deinen Fokus zu behalten und dich nicht zu verzetteln
  • mehr Spaß zu haben, weil du dich auf deine Kernkompetenz beziehst
  • viel schneller Vertrauen aufzubauen

Du gerätst also in einer Art „Positiv-Schleife“: Du spezialisierst dich in einem Bereich, der dir besonders liegt und von dem Kunden einen hohen Nutzen haben.

Mit jedem Kunden sammelst du mehr Expertise und vertiefst dein Wissen. Du wirst schneller und lieferst noch mehr Mehrwert in kürzerer Zeit. Dann wirst du häufiger weiterempfohlen, baust schneller Vertrauen auf und kannst wiederum höhere Preise verlangen.

Die zwei wichtigsten Positionierungsfaktoren

Es gibt unzählige Möglichkeit, sich vom Wettbewerb abzugrenzen. Wie sollst du dich hier entscheiden?

Der wichtigste Ausgangspunkt sind erstmal nur zwei Fragen:

1. Stärken: Was kannst du besonders gut?

2. Nutzen: Was brauchen Kunden? Wo liegt der höchste Nutzen?

Diese Fragen haben es aber auch in sich. Den sie erfordern eine extrem gute Selbstkenntnis und besondere Empathie gegenüber den Kunden. Hier ist es oft hilfreich, einen externen Experten zu Rat zu ziehen, weil man hier wirklich im Laufe der Zeit betriebsblind wird. Da einem die eigenen Stärken so leicht fallen, sehen wir sie oft einfach nicht als Stärken an („Das fällt mir doch leicht / das ist doch keine Arbeit“).

Dass du etwas besonders gut kannst, merkst du unter anderem daran, dass du

  • Arbeit nicht als Arbeit empfindest
  • ein schlechtes Gewissen hast, dafür auch noch bezahlt zu werden
  • dabei im Flow bist
  • von Freunde oder Bekannte häufig um Rat gefragt wirst
  • du bereits dafür bekannt bist

Aufgabe: Schreib alles runter, was dir hierzu einfällt: Was macht dir Spaß? Wo liegen deine Stärken? Wann bist du im Flow? Und dann frag Bekannte, Freunde und Familie, dir deine 3 größten Stärken zu nennen. Lass diesen Teil nicht aus! Du wirst überrascht sein, welche Stärken sie bei dir erkennen!

Das ist jetzt aber nur die eine Seite der Medaille.

Nun müssen wir noch schauen, ob du Fähigkeiten hast, die anderen Kunden einen Mehrwert liefert.

Es bringt nichts, wenn du super rückwärts laufen kannst, wenn kein Kunde bereit ist, dafür Geld zu bezahlen. Der Kunde muss von deinen Stärken einen klaren Vorteil haben.

Zu verstehen, was Kunden wirklich wollen – das ist die Hauptarbeit als Unternehmer. Denn auch die Bedürfnisse ändern sich ständig.

Die Schwierigkeit bei der Positionierung ist zu verstehen, welches Motiv wirklich zu einer Kaufentscheidung führt. Ist den Kunden wirklich der Preis wichtig? Oder doch eher die Geschwindigkeit? Oder die persönliche Betreuung? Manchmal hilft es alles nichts, da muss man einfach austesten. Je besser du die Hauptmotive herausfilterst und verstehst, umso höher wird deine Anziehungskraft auf potentiellen Kunden.

9 Möglichkeiten, um sich zu positionieren

Was gibt es nun für Möglichkeiten, um sich zu positionieren und damit vom Wettbewerb abzuheben? Wie findet man sein Alleinstellungsmerkmal? Es gibt unzählige Möglichkeiten und Varianten. Ich gebe dir hier die geläufigsten Möglichkeiten und Ansätze mit.

1. Positionierung über INNOVATION

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Innovationen sind komplett neue Produkte und Dienstleistungen, die es so in der Form noch nicht gegeben hat. Hierzu gehören Software-Angebote, die Technik-Branchen, Pharma etc. Unternehmen, die sich über Innovationen positionieren, sind oft größer und stecken viel Budget in Forschung und Wissenschaft.

Für Dienstleister ist das tendenziell schwierig umzusetzen. Oft ist es so, dass Unternehmen „alten Wein in neuen Schläuchen“ verkaufen und keine wirkliche Innovation.

Ein weiterer Nachteil: Die Entwicklung ist oft sehr teuer und die Innovation kann schnell von anderen nachgeahmt werden. Ebenso ist der Marketing-Aufwand besonders hoch, da eine echte Innovation von Natur aus unbekannt ist und oft ein hoher Erklärungsaufwand besteht.

Beispiele:

  • Der iPod / iPhone
  • Netflix
  • Space X

2. Positionierung über die METHODE

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Oft muss gar nicht erst etwas komplett Neues erschaffen werden. Es ist möglich, sich durch die geschickte Kombination von bereits bestehenden Lösungen von anderen abzugrenzen und daraus etwas Neues zu entwickeln.

Viele Dienstleister, wie z.B. Coaches, entwickeln über Jahre hinweg eigene Methoden, die sich bei ihren Kunden bewährt hat und konstant gute Ergebnisse erzielt.

Die Positionierung über eine eigene Methode oder einen eigenen Prozess ist super, weil sich die Anbieter so vom Wettbewerb abgrenzen können und daraus etliche Produkte erstellen können. Denk dabei einmal an Kurse, Bücher, Lizenzen und Vorträge.

Beispiele:

3. Positionierung über die ZIELGRUPPE

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Wahrscheinlich die beliebteste Methode, um sich von anderen abzugrenzen: Man hilft einer kleinen, klar abgegrenzten Zielgruppe.

Ein Coach könnte zum Beispiel alleinerziehenden Müttern helfen, die wieder in den Beruf einsteigen wollen. Oder auf schüchterne Männer in den Fünfzigern, die eine Scheidung hinter sich haben und eine neue Liebe finden wollen.

Wichtig: Damit ist nicht nur gemeint, dass man Frauen oder Männer anspricht! (Das sind jeweils 50% der Weltbevölkerung). Die Positionierung über eine Zielgruppe erfordert weit mehr Arbeit und ein intensives Wissen über die demographischen und vor allem psychologischen Merkmale.

Das bedeutet: Was ist deiner Zielgruppe wirklich wichtig? Welche Gemeinsamkeiten haben sie? Warum sollen sie bei dir kaufen und nicht beim Wettbewerb? Welche Werte haben sie?

Beispiele:

4. Positionierung über den PREIS:

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Es gibt eine gute und eine schlechte Möglichkeit, sich über den Preis von anderen zu unterscheiden. Die Schlechte: Über den günstigsten Preis. Viele Anbieter, vor allem Gründer, machen es sich einfach und grenzen sich vom Wettbewerb nur darüber ab, billiger zu sein. Aber was, wenn der Nächste noch billiger ist?

Die Positionierung rein über den günstigsten Preis ist meistens eine Abwärtsspirale.

Die gute Möglichkeit: Natürlich gibt es auch den Ansatz, sich als Premium-Anbieter zu positionieren. Schwierig ist es hier dann jedoch, sich den Ruf nicht durch Fehler zu vermiesen und wirklich eine außergewöhnlich hohe Qualität zu liefern. Zudem ist es schwieriger, Kunden zu finden, die bereit sind, diesen Preis zu zahlen.

Allerdings gilt auch: Je spezialisierter, umso höher kann der Preis angesetzt werden. Die Premium-Preisstrategie ist also gut für Unternehmen, die schon länger am Markt sind und eine sehr spezifische Leistung anbieten.

  • Billig-Beispiele: Aldi, Lidl, Kik
  • Premium-Beispiele: Rolex, Louis Vuitton, Rolls Royce

5. Positionierung über die BETREUUNG/ SERVICE

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Man kann sich durch eine besonders intensive Betreuung oder einen besonderen Service vom Wettbewerb abgrenzen. Ein Coach könnte zum Beispiel vielbeschäftigen Unternehmern anbieten, sie in ihrer Mittagspause im Büro zu coachen.

Ein Elektriker könnte anbieten, auch am Wochenende zur Verfügung zu stehen, wenn es erforderlich ist. Der Service oder der Betreuungsumfang sollte aber schon außergewöhnlich gut sein, um damit die Positionierung zu rechtfertigen.

Die typische Marketing-Phrase „Wir gehen für unsere Kunden die Extra-Meile“ funktioniert hier nicht. Es muss ein realer, für Kunden relevanter Service sein, für den sie auch bereit sind zu zahlen.

Beispiel:

  • Carglass: Kostenlose Steinschlagreperatur in 30 Minuten, Dienst kommt auf der Arbeit vorbei.

6. Positionierung über die GESCHWINDIGKEIT / ZEITERSPARNIS

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Zugegeben ein stressiger Ansatz, aber möglich: Kunden wollen gute Ergebnisse auf schnellstem Weg. Sie bezahlen gut dafür, ihre Ziele schneller zu erreichen oder einfach Zeit zu sparen. Darum werben Diätprodukte mit „in 2 Wochen 10 Kilo verlieren“. Eine Reinigung könnte z.B. anbieten, die Kleidung innerhalb eines Tages abzuholen, zu reinigen und wieder zu liefern

Als Unternehmer könnte man anbieten, dass gewisse Dienstleistungen oder Produkte in einem engen Zeitrahmen umgesetzt werden. Wichtig ist nur, dass unter der Geschwindigkeit nicht die Qualität leiden darf, ansonsten leidet das Image der Marke.

Beispiele:

  • Lieferservices wie Amazon und Rewe
  • Dominos Pizza: Du erhältst die Bestellung in unter 30 Minuten oder deine Pizza ist umsonst

7. Positionierung über die QUALITÄT

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Handgefertigte Lederschuhe für Männer. Ein Uhrmacher, der sich auf analoge Uhrwerke spezialisiert hat. Man kann sich über eine besonders hohe Qualität vom Wettbewerb abgrenzen und damit sehr erfolgreich sein.

Aber: Die Qualität muss wirklich exzellent sein! Ich lese überall „Wie liefern höchste Servicequalität“ – da gähnt man als Kunde nur noch müde, das sind meistens Lippenbekenntnisse, die sich in Broschüren schön machen.

Auch hier gilt wieder: Je kleiner die Zielgruppe, je spezieller die Angebotspalette, umso eher glauben Kunden, dass die Qualität wirklich außergewöhnlich ist.

Wenn du dich über die Qualität positionieren möchtest rate ich dir, diese Qualität von externen Stellen zertifizieren zu lassen. Das können u.a. Kundenbewertungen, Bewertungs-Plattformen, Gütesiegel oder branchenspezifische Auszeichnungen sein.

Beispiele:

8. Positionierung über die PERSÖNLICHKEIT & STORY

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Meiner Meinung nach einer der schönsten Methoden, um sich von anderen zu unterscheiden: Über die Persönlichkeit! Es gibt niemanden auf dieser Welt, der genau dieselben Erfahrungen gemacht hat und so denkt wie du.

Du bist absolut einzigartig, das kann kein Mensch nachmachen oder kopieren. Darum bin ich überzeugt davon, die Persönlichkeit und Geschichte eines Unternehmers ins Marketing einfließen zu lassen.

Aber: Du musst bereit sein, dich als Unternehmer zu zeigen und authentisch zu vermarkten. Und den Mut haben, zu dir zu stehen (auch zu deinen Ecken und Kanten). Es geht darum, eine Haltung einzunehmen und feste Werte zu verkörpern, um damit die passenden Kunden anzuziehen und eine Gemeinschaft aufzubauen.

Die Positionierung über die Persönlichkeit ist ideal für „gefestigte“ Menschen, die wissen, wo ihre Stärken und Schwächen liegen und dennoch immer weiter an sich arbeiten. Aber: Es ist meistens nicht ausreichend, sich rein nur über seine Persönlichkeit vom Wettbewerb zu differenzieren. Es macht oft Sinn, ein weiteres Differenzierungsmerkmal hinzuzunehmen.

Beispiele:

Übrigens: In diesem Artikel findest du weitere Storytelling-Beispiele von Unternehmen.

9. Positionierung über die MARKENTONALITÄT

Positionierung über die Markentonalität

Die Markentonalität ist die „Stimme“ und der Charakter eines Unternehmens. Viele gut positionierten Unternehmen haben einen ganz eigenen, unverkennbaren Marketing-Stil, den sie im Laufe der Jahre entwickelt haben.

Manche Unternehmen sind z.B. besonders humorvoll. Andere schaffen es, auch komplexe oder trockene Themen interessant auszubreiten. Manche fassen sich kurz und wieder andere haben einen besonders einfühlsamen Schreibstil.

Eine eigene Markentonalität zu entwickelt braucht Zeit. Du musst austesten, welche Stimme zu dir und deiner Marke passt und wie du von anderen wahrgenommen werden möchtest. Aber wenn du sie einmal erarbeitet hast, dann ist es eine wunderbare Möglichkeit, um dich vom Wettbewerb zu unterscheiden

Beispiele:

Positionierung: Ein Praxisbeispiel

Zu Beginn des Textes habe ich dir von Annika, der Ernährungsberaterin erzählt. Bei ihrer Positionierung sind wir wie folgt vorgegangen:

1. Story & Persönlichkeit 

Annika erzählt mir von ihrem Werdegang und ihren Erfahrungen. So konnte ich einen guten Eindruck von ihrer Persönlichkeit bekommen und auch verstehen, was sie antreibt und begeistert. Durch einen Aufenthalt in Amerika nahm sie innerhalb von 10 Monaten fast 20 Kilo zu und kannte den Jojo-Effekt aus eigener Erfahrung. Danach studierte sie Biologie mit dem Schwerpunkt Immunologie, später Ernährungscoach, Prävention-und Gesundheitsmanager. Kurz: Sie war sehr qualifiziert in ihrem Bereich.

In einem Nebensatz erzählte sie mir unter anderem, dass sie einige Jahre im Ausland als Bärenexpertin unterwegs war und Bärenzentren aufbaute und Personal schulte. Als sie zu mir kam, war sie gerade mit ihrem ersten Kind schwanger.

2. Die Stärken

Als Nächstes arbeiteten wir heraus, wo Annikas besonderen Stärken liegen und wie diese für ihr Unternehmen einsetzbar sind. Zudem besprachen wir, mit welchen Kunden sie gerne arbeiten würde. Sie arbeitet gerne mit Frauen zwischen 25-50, die Wert auf gesunde Ernährung liegen. Allerdings war sie hier noch unentschlossen.

3. Zielgruppen

Was für Kunden gibt es, die sich überhaupt für eine Ernährungsberatung interessieren – und bereit sind, dafür zu zahlen?

Zunächst haben wir Ideen für mögliche Zielgruppen gesammelt. Diese waren

Kunden/Kundinnen…

  1. mit Übergewicht
  2. mit gesundheitlichen Problemen oder Einschränkungen (Rheuma, Diabetes etc.)
  3. die an Intoleranzen oder Allergien leiden
  4. die für die Familie kochen und unterschiedliche Bedürfnisse berücksichtigen müssen
  5. die junge Eltern sind und auf eine ausgewogene Ernährung für Kleinkinder achten

Zu jeder groben Zielgruppe sind wir natürlich weiter ins Detail gegangen. So haben wir neben den demographischen Merkmalen (Geschlecht, Alter, Einkommen, Familienstand, Wohnort etc.) auch die psychologischen Merkmale (Werte, Einstellungen, Kaufverhalten, Ziele, Ängste, Weltanschauung etc.) definiert.

Jetzt musste sie sich nur noch für eine entscheiden.

4. Positionierung

Nach allem, was wir gemeinsam herausgearbeitet hatten, kamen wir zu folgender Positionierung:

MamaBär – die Ernährungsberatung für Mutter & Kind.

So verbanden wir Annikas Story (Bärenexpertin) mit ihrer beruflichen Qualifikation (Ernährungsberaterin) mit einer speziellen Zielgruppe: Mütter, die sich und ihrer Familie gesund ernähren wollen. Während der Schwangerschaft als auch nach der Geburt und im Kleinkindalter.

Zudem war der Name sehr positiv besetzt und stand für starke Mütter, die sich für ihre Kinder einsetzen und diese beschützen.

Annika hatte zuerst bedenken, sich so speziell aufzustellen – sie startet gerade erst und hatte Angst, Kunden abzuschrecken. Doch nach ein paar Monaten meldete sie sich bei mir und war super happy.

Ihre Erfahrung (in Kürze):

  • Sie wusste, in welchen Gruppen und Foren sie ihre Zielgruppe bewegten
  • Sie wusste genau, welche Probleme und Sorgen ihre Zielgruppe hat
  • Sie konnte passende Vorträge und Seminare halten (z.B. Beikost-Einführung, Allergieprävention, Kindern gesundes Essen schmackhaft machen…)
  • Sie fand leicht geeignete Kooperationspartner mit einer ähnlichen Zielgruppe (Kindergarten, Hebammenpraxen…)

5. Design

Positionierung-praxisbeispiel

Wir wollten unbedingt zeigen, dass gesundes Essen Spaß und leicht ist – ohne erhobenen Zeigefinger! Darum habe ich ein Logo mit einer großen und kleinen Bärentatze erstellt. Die Schrift ist verspielte und fröhlich, ebenso die Farben.

Positionierung-praxisbeispiel

Zusätzlich wurde ein Maskottchen entwickelt, dass eine Bärin mit ihrem Kind zeigt. Auch die Bildsprache auf der Webseite ist fröhlich, farbenfroh und verspielt.

Auch wenn sich die Positionierung so schnell „liest“ – es war ein wochenlange Arbeit, diese herauszuarbeiten, zu verfeinern und dann auch noch visuell umzusetzen. Dennoch war es die Mühe auf jeden Fall wert!


Fazit:

Positionierung ist ein komplexer Prozess, der sich meistens nicht in ein paar Stunden erledigen lässt. Um deine geeignete Positionierung zu finden, muss u.a. der Wettbewerb und deine Zielgruppe definiert werden. Es ist wichtig, deine Persönlichkeit und Ziele zu berücksichtigen: Du musst dich damit wohl fühlen und auch langfristig an deinem Thema und deinen Wunschkunden Spaß haben.

Außerdem ist es ein kontinuierlicher Prozess, der sich mit dir und deinen Kunden mitentwickelt. Und du zahlst mit jeder Kommunikation, jeder Anzeige, jedem Blogbeitrag, Vortrag oder Flyer auf dein „Positionierungskonto“ ein. Es ist kein kurzfristiger Gewinn, wird sich aber langfristig auf jeden Fall auszahlen.

Wenn du dir dabei Unterstützung wünschst, schreib uns gerne eine Nachricht. Hier findest du mehr Details, wie du mit uns arbeiten kannst.

23 Gedanken zu „Wie du deine Positionierung findest [9 Möglichkeiten + Praxisbeispiel]“

  1. Danke für das plausible Beispiel und die 9 Möglichkeiten! Es ist vermutlich ein Prozess, in dem man sich dann auch selber besser kennen lernen darf.

    Antworten
    • Hallo Eva, gerne doch. Ja, das ist auf jeden Fall ein fortlaufender Prozess – aber das macht das ganze ja auch so spannend! 😉

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  2. Sehr lesenswerter Artikel zum Thema Positionierung. Den Hinweis: „Positionierung ist ein Prozess, keine einmalige Angelegenheit!“ finde ich sehr treffend, denn vieles ist im Unternehmensalltag ein Prozess.

    Beste Grüße. Ralph

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  3. So ein schön geschriebener Artikel. Und das meine ich direkt so. Er ist absolut toll zu lesen und dazu hat er so viele hilfreiche Infos. Ein großes Dankeschön dafür.

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  4. Liebe Annika
    Vielen Dank für den aufschlussreichen Blogartikel und das YouTube Video. Du hast mich damit sehr zum Nachdenken angeregt und mir zu neuen Ideen verholfen.
    Habe mir grad deine verschiedenen YouTube Videos angeschaut. Mir gefällt deine Art sehr gut und ich finde, du machst das alles sehr sympathisch, natürlich und authentisch. Ich wünsch dir weiterhin viel Erfolg mit deinem „Café“. Herzlichen Dank, dass ich von deinem Know-How profitieren darf.

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    • Liebe Pascale, vielen Dank für deinen netten Kommentar! Es freut uns sehr, wenn dir unsere Videos und Texte weiterhelfen und wir wünschen dir ganz viel Erfolg!

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  5. Positionierung auf den Punkt gebracht! Klar geschrieben, leicht verständlich, schönes Beispiel. Der Überblick macht Mut und reduziert die große Unbekannte „Positionierung“ auf eine gut überwindbare Aufgabe. Mit dem richtigen Hinweis, dass so etwas (Reife-) Zeit braucht. Das sage ich hier gern als dreifacher Unternehmer und mich gerade positionierender Speaker. Und werde diesen Blogbeitrag umbedingt weiterempfehlen.

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  6. Spannende Perspektive und ein wirklich tolles Ergebnis in der Positionierung. Der Satz alleine lässt emotionale Bilder und eine ganze Story im Kopf entstehen.

    Zu oft wird die positive Wirkung von Story & Personalisierung völlig unterschätzt und links liegen gelassen. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Das ist meine Erfahrung aus eigenen SEO / Content-Marketing Projekten.

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