Warum wir uns Ziele vornehmen – und dann trotzdem scheitern

Lesezeit: 4 Min.

Warum scheitern so viele dabei, ihre Ziele zu verfolgen? Auf Instagram sieht es doch alles so einfach und locker aus! Es könnte daran liegen, dass wir uns eine völlig falsche Frage stellen.


James Dyson ist der König der Fehlschläge. Der Erfinder des Dyson-Staubsaugers gilt als britischer Daniel Düsentrieb und ist mittlerweile der reichste Brite der Welt. Doch er hat einen ziemlich harten Weg hinter sich.

Der studierte Möbeldesigner und technikbegeisterte Laie basteltet an 5.216 Prototypen, bevor er endlich mit Versuch Nr. 5.217 den berühmten Staubsauger ohne Papierbeutel erfand.

Die Entwicklung dauerte 15 Jahre. Und in dieser Zeit machte der Vater von drei Kinder einiges durch. Seine Idee, Staubsauger ohne Beutel auf den Markt zu bringen, stieß bei Investoren auf Ablehnung,  denn mit den Beuteln wurde gutes Geld verdient.

Dyson musste selber investieren. Jahrelang war er pleite, musste sein eigenes Gemüse anbauen, während seine Frau die Kleidung für die Kinder schneiderte. Heute gehört er zu den reichsten Menschen der Welt.

5.216 Versuche. Eine unglaubliche Zahl.

Thomas Edison brauchte über 2.000 Versuche, um seine Glühbirne zu erfinden. „Ein Misserfolg war es nicht. Denn wenigstens kenne ich jetzt 2.000 Arten, wie ein Kohlefaden nicht zum Leuchten gebracht werden kann.“

Wer hätte heute solch ein Durchhaltevermögen? Hättest du es?

Kann es sein, dass wir uns die falsche Frage stellen?

Wir lesen immer nur von den imposanten Erfolgen der anderen. Wir sehen die schönen Instagram-Bilder, die gestutzten Texte, die Erfolgsgeschichten.

Wir bekommen das Endresultat serviert. Und wir wünschten so sehr, dass es irgendwo einen Tipp gibt, wie auch wir erfolgreich werden.

Jeder Mensch hat den Wunsch, glücklich zu sein. Und das so schnell wie möglich, am liebsten noch früher. Wir wünschen uns einen erfüllenden Beruf, eine Familie, tollen Sex, einen spitzen Körper, viel Geld. Wir wollen respektiert, geschätzt und geliebt werden.

Und wir fragen uns „Wie werde ich glücklich?“

Aber was heißt das eigentlich – glücklich sein? Und kann es sein, dass wir uns damit genau die falsche Frage stellen?

Gibt es hier einen Shortcut zum Erfolg?

Um erfolgreich zu werden (was auch immer das für den einzelnen bedeutet), suchen viele nach einem Shortcut – einen einfachen Weg mit Garantie-Faktor, dass sie Erfolg haben werden. Sie stellen folgende Fragen:

  • Wir bekomme ich garantiert neue Kunden?
  • Wie mache ich viel Umsatz?
  • Wie gehe ich auf Nummer sicher?
  • Kann mir jemand die Angst nehmen, zu versagen?
  • Wenn ich x tue, resultiert daraus automatisch Ergebnis y?
  • Gibt es einen allgemeinen Fahrplan, der mich auf direktem Weg zu Erfolg bringt?

Die ehrliche Antwort: Nein. Es gibt keinenTipp oder einfachen Weg, sowie es keinen Erfolg ohne Risiko und Angst gibt. Keinen geradlinigen Weg. Keine Blaupause.

Schmerz ist die Bedingung für Erfolg. Oder auch für den Misserfolg.

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Warum scheitern so viele dabei, ihre Ziele zu verfolgen?

Die meisten werden dir raten: Fokussiere dich auf deine Ziele. Mal dir jeden Morgen dein Ergebnis aus. Visualisiere es. Mach dir einen Plan. Als ob Ziele setzen die magische Lösung für alles wäre.

Aber warum scheitern dann so viele Pläne?

Das Problem dabei ist, das wir uns immer nur auf das Endresultat fokussieren. Und nicht auf das, was das jeden Tag für uns bedeutet. Nicht auf die hunderte Babyschritte, die nötig sind, um unser Ziel zu erreichen.

Wir sehen uns, wie wir 10 Kilo leichter in einem luftigen Kleid am Strand entlang spazieren. Wir sehen nicht, dass wir uns mehrmals die Woche morgens in die Laufschuhe quälen müssen, schwitzen und unser Kopf feuerrot leuchtet, während wir nach Luft japsen.

Wir übersehen, dass wir einen Salat statt Burger essen und wir mit Heißhungerattacken über die Packung Chips herfallen wie ein hungriges Raubtier.

Das, was du dir nicht ausgemalt hast

Wir visualisieren, wie wir endlich erfolgreich sind, automatisch Kunden auf uns zukommen und die Umsätze immer weiter steigen. Wir malen uns aber nicht die Wochen voller Verzweiflung, Selbstzweifel, Unsicherheit und Auftragsflauten aus.

Wir übersehen, wie schmerzhaft es sein kann, wenn uns nahestehende Personen raten, uns lieber „etwas Sicheres zu suchen“.

Wir übersehen, dass wir 7 Tage die Woche dafür arbeiten müssen, während andere auf dem Sofa hocken.

Wir übersehen die Phasen, in denen wir einfach aufgeben wollen. Das wir immer wieder über unsere Grenzen hinausgehen müssen. Das wir wachsen und uns entwickeln müssen und die Probleme niemals enden.

Und manchmal sind wir neidisch auf die, denen das normale, einfache Leben anscheinend genügt.

Kurz: Wir übersehen den täglichen kleinen und großen Schmerz, den ein Ziel mit sich bringt. Denn womöglich, wenn wir uns wirklich im Detail über die Konsequenzen klar wären, würden wir nie beginnen.

Was bist du bereit, für dein Ziel auf dich zu nehmen?

Die wirklich wichtige Frage ist also vielleicht nicht: Wie wirst du glücklich?

Die wirklich wichtige Frage ist: Was bist du dafür bereit, an Schmerz auf dich zu nehmen?

Natürlich solltest du dich auch fragen, ob dich ein Ziel glücklich machen würde. Aber frag dich ebenso: Für welche Art Probleme bin ich bereit? Wie bereite ich mich auf die Stolpersteine vor (oder auch mal den großen Fels)?

Nehme ich es in Kauf, kräftig mit Anlauf und Arschbombe auf den Hintern zu fallen?

Schmerz mag vielleicht übertrieben oder pathetisch klingen, doch ich meine es völlig ernst. Es wird garantiert Phasen geben, die dir Schmerzen bereiten werden. Es ist vielleicht kein körperlicher Schmerz, sondern ein psychischer.

Es ist das was du empfindest, wenn dein Ziel in weite Ferne rückt, du dich verlaufen hast oder es dir einfach scheiße geht.

Doch wenn du etwas wirklich möchtest, wenn du dich einer Sache verschrieben hast, dann bist du auch bereit, den Schmerz dafür zu ertragen.

Es gibt keinen Erfolg ohne die entsprechenden Kosten. Es gibt kein Licht ohne Schatten. Wenn du erfolgreich im Business sein willst, musst du den Schmerz für lange Nächte, Augenringe und Risiken und Unsicherheit in Kauf nehmen. Niemanden der dir sagt, ob du auf dem richtigen Weg bist.

Wenn du dazu nicht bereit bist, dann willst du in Wirklichkeit gar nicht wirklich. Sondern du willst nur das Endresultat ohne den Schmerz, der dafür erforderlich ist.

Du willst die Wunschvorstellung, nicht die Realität. Du willst das Ergebnis, ohne den Preis dafür bezahlen zu wollen.

Also: Für welche Art von Schmerz bist du bereit? Ist es das wert?

Und wenn du voller Inbrunst sagen kannst: „Scheiße ja, her mit dem verdammten Schmerz!“ Dann leg los!

4 Gedanken zu „Warum wir uns Ziele vornehmen – und dann trotzdem scheitern“

  1. Großartig Annika!
    Höher, schneller, weiter – sich ständig selbst überholen wollen und dabei den Weg zu vergessen. Das endet in einer Einbahnstraße.
    Vision und Ziele sind wichtig, gar keine Frage, dennoch musst du als Selbstständiger bereit sein den Preis dafür zu zahlen.

    Worüber kaum einer spricht ist genau dieser Schmerz.
    Stolpern und Aufstehen. Sich immer wieder fragen: „Will ich das wirklich? Bin ich bereits das zu akzeptieren? Kann ich all‘ das, was mich auf diesem Weg erwartet nutzen, um weiter zu kommen?“

    Wer wachsen will sollte im Hier und Jetzt ankommen. Oft wird nur das Ergebnis der Erfolgreichen gesehen. Das verblendet den Blick für den eigenen Weg.

    Dazu habe ich mir gerade ähnliche Gedanken in diesem Artikel gemacht.

    http://chorus-solutions.de/unternehmen-souveraen-wachsen-lassen/

    (Hoffe der Post passt für dich.)

    Danke für die Klarheit.

    Anke

    Antworten
  2. Liebe Annika,

    vielen Dank für den Post. Du sprichst mir aus der Seele.

    Nach vielen Jahren im Management und Top-Management in mittelständischen Unternehmen wollten meine Frau und ich es noch einmal wissen und haben uns verselbständigt. Viele Ideen im Kopf, viel Erfahrung – mit knapp 50 dachten wir, schon das Meiste erlebt zu haben ;-).

    Doch so einfach ist es nicht, gerade am Anfang. Obwohl ich eher der Typ „einsamer Wolf“ bin, mit Alleinsein also grundsätzlich sehr gut klarkomme, hat mich die (vielleicht auch nur gefühlte) Einsamkeit gerade in den Zeiten, in denen es nicht gut läuft, ziemlich runter gezogen. Seitdem lese ich wieder mehr, habe meinen Tagesablauf (Stichwort: Miracle Morning) umgestellt und versuche, die Dinge fokussierter anzugehen. Das allein wird es noch nicht richten, das ist mir klar. Aber so bin ich erstmal aus dem Tal der Demotivation herausgekommen und kann die Dinge wieder klarer sehen.

    Meinen Schwachpunkt habe ich auch erkannt und bin dabei, ihn auszumerzen. Das erfordert Disziplin und Durchhaltevermögen, also die Dinge, von denen Du da oben schon schon gesprochen hast. Dass es das braucht, war mir natürlich vorher klar. Aber in der Realität fühlt sich das alles gaaanz anders an, als in Büchern oder Blogs. Härter, direkter, belastender. Aber dennoch: Es ist gut so, wie es ist.

    Beste Grüße,
    Derek

    Antworten
    • Hallo Derek,

      ganz lieben Dank für deinen Kommentar. Herzlichen Glückwunsch für euren Mut und eurer Entscheidung, nochmal richtig durchzustarten! Ich finde es auch immer wichtig (auch wenn ich die Einsamkeit mag), sich immer wieder mit anderen auszutauschen und das nicht nur virtuell, sondern ganz real. Oft sind es kleine Gespräche die schon viel weiterhelfen. Für eure Unternehmen wünsche ich euch nur das Allerbeste und viel Erfolg – ich bin mir sicher, dass ihr das gemeinsam schaffen werdet! Falls ihr Fragen habt, könnt ihr euch gerne melden.

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